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Thüringen Ultra

02.07.2016, 100 km, 2150 Höhenmeter

Hinten kackt die Ente

 

Am Freitagmorgen ging es los. Das Auto vollgeladen, fuhren Matthias und ich nach Fröttstädt. Start und Ziel meines Projektes 2016. Der Thüringen Ultra, 100 km, 2150 Höhenmeter durch den Thüringer Wald.

Die Startunterlagen haben wir am Freitag in Fröttstädt abgeholt. Alle sehr nett, entspannt und gut gelaunt.

Unser Hotel war in Gotha, ca. 13 km entfernt. Den Abend verbrachte ich mit den üblichen Vorbereitungen. Getränke anrühren, Kleidung zurecht legen, Matthias einweisen und natürlich alles x-mal kontrollieren. Ich hatte zwei Rucksäcke, die ich jeweils gleich bestückt habe. So konnte ich bei den Treffpunkten mit Matthias einfach den Rucksack wechseln und er hatte Zeit bis zum nächsten Treffen ihn wieder aufzufüllen.

 

Samstag

Um 2:30 Uhr klingelte der Wecker. Und tatsächlich gab es herzliche Grüße und Wünsche aus der WhatsApp-Gruppe, die ich wieder eingerichtet habe. 12 ganz spezielle Menschen, die mit mir mitfiebern und von Matthias auf dem Laufenden gehalten werden. Zwei haben sich doch tatsächlich einen Wecker gestellt um mich beim Start zu begleiten.

Ich war aufgeregt, mir war schlecht.

Um 3:00 Uhr stand das Taxi bereit. Matthias sollte noch einige Stunden schlafen. Es wird auch für Ihn ein langer Tag werden. Wir hatten uns für 8:00 am km 33 verabredet. Das mit dem länger Schlafen hat nur bedingt funktioniert. Ich bin um eine Erfahrung reicher, was Taxifahrten kosten können. Aber das ist jetzt nebensächlich.

Am Start gespannte Ruhe. Es wurde ein Läuferfrühstück angeboten. Ich war sowieso für alles zu aufgeregt und hielt mich an einige Reiswaffeln. Mir war immer noch schlecht. Es gab noch ein kurzes, nettes Briefing durch den Veranstalter.

Einige Minuten vor 4:00 Uhr sammelten wir uns im Startbereich. Ich hatte mich entschieden ohne Stirnlampe zu starten. Mir kamen Zweifel. Ganz allmählich war das erste Morgengrauen am wolkenverhangenen Himmel zu sehen aber es war trotzdem noch stockdunkel. Ich beruhigte mich damit, dass nur wenige Läufer mit Lampe starteten. So habe ich es auch in den Videos gesehen und schob meine Bedenken zur Seite. Jetzt ließ es sich nicht mehr ändern. Ich versuche einfach anfangs in der Gruppe zu bleiben. Hatte ich schon erwähnt, dass mir schlecht war?

 

4:00 Uhr Start Fröttstädt

Los geht´s! Wir trabten ca. 5 km über Asphalt bevor es in den Wald ging. Die ersten 10 km waren, wie angekündigt, mit roten Blinklichtern markiert. Im Wald hingen an einigen besonders dunklen Stellen sogar Lampen. Inzwischen war es so hell, dass man den Boden gut erkennen konnte. Also richtige Entscheidung ohne Lampe zu starten.

Ich merkte sehr schnell, dass die Beine nicht fluffig waren. Die rechte Wade war deutlich angespannt. Na, das konnte ja heiter werden. Ich versuchte auch diese Bedenken zur Seite zu schieben. Bei so einem langen Lauf ändern sich Befindlichkeiten und Zweifel kann ich jetzt nicht gebrauchen. Die Bedenken ließen sich nicht schieben. Also Situation überdenken. Kann ich was ändern? Im Moment nicht. Ok, dann akzeptieren und weiter machen. Ich dachte an Ralfs Spruch: „Hinten kackt die Ente“ Dieser Spruch wurde zum Motto für dieses Projekt. Es lief dieses mal extrem holperig und es gab viele Tiefs, aus denen ich mich wieder raus gearbeitet habe.

Nach 10 km kam bereits der erste Versorgungsstand. Ich hatte in meiner Trinkblase meine Nährstofflösung, die sich im Training auch unter starker Belastung als absolut zuverlässig erwiesen hat. So schnappte ich mir nur einen Becher Wasser um den Mund auszuspülen und trabte weiter.

Es ging wieder in den Wald und bei km 14 kam der erste coole Downhill. Also eine ziemlich steile bergab Passage. Super! Ich habe in den letzten Wochen endlich gelernt es bergab rollen zu lassen. Also nicht bremsen, einfach nur Beine möglichst flott unter den Körper behalten und nicht ans Stolpern denken. Für einen Flachländer mache ich das schon ganz gut. Gas geben, Spaß haben! Umso lockerer du ins Tal donnerst, umso weniger Energie brauchst du und umso mehr kannst du deine Muskeln schonen.

Fröhlich grüßend am nächsten VP vorbei. Weiter geht’s. Bei km 19 begann der erste wirklich fiese Anstieg. Ich hatte auch vorher schon bei den Anstiegen den Gang raus genommen und bin, wie die meisten, gegangen. Das war die vereinbarte Taktik. Kräfte schonen. Das bergauf Tippeln brachte mir nicht viel Tempo, ist aber unglaublich kräftezehrend. Natürlich nicht schlendern, sondern im Stechschritt. (Frage eines anderen Teilnehmers: „Warst du beim Militär?“) Der hier war echt garstig. Auf zwei km 200 Höhenmeter. Für ein Kieler Kind eine echte Ansage. Es folgten wenige flache Strecken, einige bergab Passagen aber die Tendenz war aufwärts.

Insgesamt teilte sich das Höhenprofil des Laufes auf zwei große Zacken. Natürlich nicht schnurgrade, sondern schön gezackt.

 

Höhenprofil
Höhenprofil

 

Matthias verfolgte meinen Lauf über die „Freunde-App“ auf dem Handy. Das Mobilfunknetz ist hier jedoch äußerst löcherig. So verschwand ich regelmäßig von Matthias Bildschirm. Hier wurde mir mal wieder bewusst, warum es Mobilfunknetz und nicht -decke heißt. Es reiht sich Loch an Loch.

 

VP 5, km 33, 645 Höhenmeter, 8:20 Uhr

Erstes Treffen mit Matthias

Ich wechselte den Rucksack und gab Matthias kurz Bericht über den bisherigen Verlauf. Ich war ziemlich platt. Die Anstiege waren garstig und die rechte Gesäßmuskulatur murrte laut vor sich hin. So richtig glücklich war ich nicht. Also mal wieder Taktik: akzeptieren, weitermachen. Weiter geht es zum höchsten Punkt des Laufes. Außerdem hatte ich einen starken mentalen Anker, den ich mir immer wieder aufrief.

Matthias brachte die WhatsApp-Gruppe auf den neuesten Stand. Es ging wild hin und her. Die Community kam auf Betriebstemperatur.

10:33 Uhr, km 50 ich gab kurzen Bescheid in die Gruppe. Wow, ging es da ab! Weiter geht´s! Umdrehen wäre jetzt auch blöd.

Die Gegend war wirklich ausnahmslos schön. Alter Waldbestand ohne Ende, an Rinderweiden vorbei, Lichtungen mit majestätischen einzeln stehenden Bäumen, selten mal durch ein Dörfchen traben. Ich verliebte mich grade total.

 

VP 9, km 54, Sportplatz Floh/Seligenthal, 376 Höhenmeter, 11:15 Uhr

Bei Matthias den Rucksack und Socken gewechselt und kräftig geflucht. Vorher war auf etwa 9 km ein Gefälle von rund 400 m. Das brachte mir richtig Probleme. Langgezogene seichte bergab Passagen hören sich verlockend an, gehen aber sehr aufs Fahrgestell. Anders als bei steilen Downhills, wo ich es einfach rollen lassen kann, muss hier die Muskulatur richtig arbeiten. Ich hatte jetzt die erste der beiden großen Zacken im Höhenprofil hinter mich gebracht. Der Punkt war sozusagen auf der Talsohle zwischen den beiden Zacken.

Matthias begleitete mich noch bis zum Waldrand. So konnten wir noch etwas reden. Es fing an zu regnen, also schickte ich ihn zurück. Reicht, wenn ich nass werde.

Ich wusste, dass mich auf den nächsten acht km 360 Höhenmeter erwarten. Es ging auf direkten Weg zum höchsten Punkt der zweiten Zacke. Dieser war nur geringfügig unter den der ersten Zacke, aber es ging deutlich steiler dorthin. Anders als bei der ersten, dort gab es immer wieder Zwischengefälle. Der Regen nahm zu. Ich fing an zu frieren. Blöd, wenn die WetterApp recht hat. So stapfte ich weiter.

 

VP 10, km 59, 656 Höhenmeter, 12:10 Uhr

Ich war fix und fertig, klatschnass und durchgefroren. Als ich um eine Ecke kam, dachte ich, ich habe eine Erscheinung. Da stand er, der beste Ehemann der Welt!!! Ich habe am letzten Treffpunkt nicht den besten Eindruck gemacht und das Wetter hat sich deutlich verschlechtert. Außerdem machte Coach Ralf sich Sorgen, ob ich genügend Energie aufnehme. Das fand bei Matthias offene Ohren und veranlasste ihn kurzerhand zum nächsten VP zu fahren. Mal wieder in einem Funkloch. Da ich mein Handy inzwischen regensicher eingetütet habe, hatte ich aber sowieso nichts davon mitbekommen.  

Ich hatte eine Regenjacke im Auto. Die zog ich jetzt an. Matthias stopfte mir Schokolade in die Schnute. „Dein Trainer sagt, du musst essen.“ Ja, ok. Ein paar Zusatzkalorien konnten nicht schaden. Und ein bisschen Belohnung habe ich mir verdient.

Ich watschelte weiter. „Nur noch ein Marathon“ dachte ich und musste grinsen. Ein paar Tage vorher habe ich mit einem Freund gechattet, der ebenfalls ein wenig läuft. Er hatte auf den Plön Marathon verwiesen. Dort hatte ich erstmals die 4-Stunden-Marke geknackt obwohl ich mich am Tag vorher kräftig auf die Klappe gepackt habe und auch während des Laufes nicht wirklich taktisch klug vorgegangen bin. Als ich sagte: „Naja, das war aber nur ein Marathon.“ Fragte er mich, ob ich mir eigentlich selber zuhöre. Pöh!

Mich überholte ein Radfahrer: „Gleich bist du oben und das Wetter wird dann auch wieder besser.“ Na, das ist doch eine Ansage.

Danach ging die Strecke überwiegend bergab und meine Laune rauf. Zwar gingen die langgezogenen seichten bergab Passagen mal wieder kräftig aufs Fahrgestell aber es waren auch einige großartige Downhills dabei. Ich liebe sie. Kopf aus, rollen lassen, Spaß haben. Hier konnte ich so einige Läufer hinter mir lassen. Das ist für den Kopf richtig gut.

 

VP 11, km 68, 452 Höhenmeter, Tambach, 13:30 Uhr

Hier wurde ich nicht nur von Matthias sondern auch von einen äußerst gutgelaunten Moderator begrüßt. Es wurde kräftig gefrotzelt, dass ich den VP verschmähte und mich lieber aus dem Kofferraum bedient habe. Allerdings griff ich mir nur etwas Schoki und machte mich wieder auf den Weg. Die Laune war gut. Der Regen machte auch mal Pausen. Mit breiten Grinsen trabte ich beschwingt weiter um die nächste Häuserecke. Kurzer Schock! Donnerwetter ging es da steil bergauf. Ich musste lachen. Dass man in solch eine Gegend ein Dörfchen baut, ist für ein Küstenkind wirklich schwer zu verstehen.

So kraxelte ich den Anstieg rauf. Eine ältere Anwohnerin hat es sich gemütlich gemacht. Bei geöffneten Fenster auf ein Kissen gestützt sah sie deutlich amüsiert den Läufern zu. „Los, los!“

So verließ ich Tambach. Vorbei an einer Pferdekoppel mit zwei unglaublich reizenden Arabern. Die beiden Pferdchen sind auf der Koppel deutlich leichtfüßiger auf und ab getrabt als wir Läufer. Fast machte es den Eindruck, dass sie sich amüsierten über die schwitzenden, keuchenden Läufer.

Es ging wieder in den Wald und bei km 74 Komma irgendwas, meinte meine Uhr den Lauf als beendet zu erklären. Nicht nach zu vollziehen. Am Akku lag es nicht. Sehr witzig! Einmal deutlich fluchen und dann nochmal starten.

Blöd war, dass ich daraufhin wild rechnen musste, auf welchem km ich mich grade befand und wann ich Matthias wieder traf. Naja, ich hatte ja Zeit.

Irgendwo mitten im Wald, ich weiß wirklich nicht mehr wo, wurde gegrillt. Als ich fröhlich grüßend vorbei trabte, fragte einer der Herren im tiefsten thüringisch: „Magst a Wurscht?“ Ich: „Nein, danke. Ich esse kein Fleisch.“ Er: „Aber das ist Wurscht.“ Ich lachend: „Ich esse auch keine Wurst.“ Er: „Kind, wie bist du denn hier hoch gekommen?“ Wenn das kein Entertainment ist! Ich lief lachend weiter.

 

VP 13, km 76, 506 Höhenmeter, Finsterberg, 14:41 Uhr

Treffen mit Matthias, Rucksack gewechselt, Schokolade gegriffen und erklärt, dass die Oberschenkel maulten. Aber der Kopf war voll auf Spur. „Nur noch ein Halbmarathon und ein bisschen auslaufen.“ So kann man es sich auch zurecht denken.

Bedenken, den Lauf nicht zu finishen hatte ich schon lange nicht mehr. Ja, es tat weh. Und trotzdem habe ich es genossen. Es war mein Lauf. Es werden heute die Früchte für 8 Monate Arbeit geerntet.

Ich trabte mal wieder durch ein Dörfchen. Dort stand im mal wieder strömenden Regen ein Anwohner an seinem Campingtisch unterm Sonnenschirm. Selbstgemaltes Schild: Special Verpflegungspunkt km 83,5.

Wie geil ist das denn? Dort stand der gute Mann wahrscheinlich schon seit Stunden und brachte die Läufer über die Strecke. Ich dankte ihm herzlich. Das war wirklich großartig.

In den folgenden km kam es immer mal wieder vor, dass Anwohner Getränke oder Aufmunterungsschilder auf die Strecke stellten. Das ist super.

 

VP 15, km 86, Tabarz, 453 Höhenmeter, 16:10 Uhr

Unverhofft stand Matthias am VP. Eigentlich hatten wir uns erst für km 92 verabredet. Ich griff mir das letzte Stück Schokolade und machte mich gleich weiter auf den Weg. Ich war gut drauf. Klar tat mir das Fahrgestell weh. Das war nicht anders zu erwarten gewesen, aber der Kopf summte glücklich vor sich hin. Ich rief Matthias zu: „Km 92?“ Er: „Na klar!“

Es ging an einer Viehweide vorbei und durch das Örtchen Tabarz durch. Über Wirtschafts- und Feldwege, das ganze überwiegend flach. Ich war am Rechnen. Matthias hatte eine Prognose abgegeben, dass ich zwischen 18:00 und 19:00 Uhr einlaufen könnte. Zielschluss war 22:00 Uhr. Der Kopf war weiter in Bestform. Es dürften noch ca. 12 km sein. Ich wollte meinen Schwung ausnutzen. Bloß keine Verzögerung, die nicht unbedingt sein musste. Zumal jedes Anhalten und wieder in Gang setzen mächtig weh tat. Auch die Gehphasen habe ich im Stechschritt gemacht, so war das wieder antraben deutlich besser zu ertragen.

Ich schrieb in die WhatsApp-Gruppe eine Nachricht: @Matthias, nächster Stopp fliegender Wechsel. Wir wollen alle pünktlich essen.

Inzwischen hatte es aufgehört zu regnen und der Himmel versprach, dass er erstmal bei seiner Entscheidung bleiben würde.

 

VP 16, km 92, Langenhain, 36 Höhenmeter, 16:55 Uhr

Der VP lag günstig. Matthias konnte mich schon von weitem sehen. Ich winkte kurz, damit er sich sicher sein konnte, dass ich es war. Im Laufen machte ich meinen Rucksack auf, dachte sogar noch dran das Handy raus zu nehmen. Matthias kam mir entgegen, nahm mir meinen Rucksack ab, schob mir den neuen auf die Schulter. Ich rief ihm noch zu, welche Tasche er mit ins Ziel bringen soll. Das Ganze im Traben. Die Helfer an dem VP lachten und klatschten. Schön, wenn denen auch was geboten wird. Die WA-Gruppe flippte aus, als Matthias davon berichtete.

Weiter ging es über Betriebs- und Feldwege. Es war hier recht flach. Trotzdem musste ich die eine oder andere Gehpause machen. Mein nächstes Ziel war der VP 17.

 

VP 17, km 95, 17:16 Uhr

Der berühmte VP 17! Da war er. Hier wird richtig Stimmung gemacht. Der Moderator überschlug sich fast. Es gab Musik, Verpflegung und Cheerleader. Hier wurde eine so unsagbare Show abgezogen. Absolut krass! Ich hätte quietschen können vor Glück.

Weiter ging es. Es war eine Landstraße zu überqueren. Prompt kam beidseitig Verkehr. Grumpf, also anhalten. Blöd fürs Fahrgestell. Aber Moment… der Autofahrer hielt. Ich schaute auf die andere Seite: das gleiche. Der Autofahrer grinste freundlich und machte eine einladende Handbewegung. Wie cool ist das denn? Dankeschön!!

Es ging durch ein Gewerbegebiet. Das Wetter wurde immer besser und so langsam wurde mir mächtig warm. Im Laufen die Regenjacke ausgezogen ohne den Rucksack abzunehmen. Wer braucht Yoga??

Weiter ging´s mit breiten Grinsen. Da es flach war, konnte ich den Chatverlauf der Gruppe überfliegen und schickte ein Selfie. Bisschen brauchte ich noch.

Es ging an dem letzten VP (km 98) vorbei nach Fröttstädt rein. Über die Bahnschienen und links in die Fröttstädter Str. Hier hatten Anwohner Schilder aufgehangen mit km-Angaben und Durchhalteparolen. Es standen einige Wasserwannen an der Seite zum Abkühlen, ein Anwohner bot Getränke an.

Die WhatsApp-Gruppe überschlug sich fast. Elonie forderte ein Zielvideo, Sascha den Spruch mit der Ente.

Das Dörfchen war arg verschlafen und es waren kaum Menschen unterwegs, aber die, die da waren haben ausnahmslos angefeuert und Mut zu gesprochen. Eine reizende ältere Dame saß auf ihrem Rollator und hat enthusiastisch geklatscht. Mir kamen die Tränen.

Weiter ging es. Etwa 500 m vorm Ziel wurde ein letztes mal auf der Strecke die Zeit genommen. Rechts in die Pfarrgasse. Yeah, ich sehe den Campingplatz. Jetzt nochmal zusammen reißen und die Emotionen noch ein ganz kleines bisschen zurückhalten. Ich merkte, wie ich kurz vorm Tränenausbruch stand. Verheult auf dem Zielfoto? Nix ist!

Über die kleine Holzbrücke, rechts in die Zielgasse. Namentliche Begrüßung durch den Moderator. Matthias stand da und machte tatsächlich ein Video.

 

 

 

 

 

Zack, und durch. Das war´s! Ich war drin. Matthias und ich lagen uns in den Armen. Wie großartig! Zwei Mädels beglückwünschten mich und tauschten Zeitchip gegen Medaille. Dann überrollten mich die Emotionen. Huih! Ich ließ mich äußerst unelegant unter einen Baum plumpsen und schniefte vor mich hin. Acht Monate hartes Training, Zweifel, einsame km,  Schmerzen, traumhafte Sonnenaufgänge, Tränen, Schweiß, ungezählte Flüche, fantastische Erlebnisse, Schlafmangel, großartige Begegnungen und noch so vieles mehr haben soeben ihr Finale gefunden.

Ich rief Thomas und Ralf an. Stammelte beiden eine Nachricht auf die Mailbox, die sie vermutlich bis heute nicht verstanden haben und nur anhand der Nr. identifizieren konnten, dass ich es war.

Ich trank meinen Regenerationsdrink und schickte Matthias zum Urkunde holen. Traditionen sollten fortgeführt werden. Danach unter die Dusche. Wirklich, es gab warme Duschen. Genial! Und das Schöne an diesen Veranstaltungen ist, dass hier wenige Frauen starten. Man muss also tatsächlich mal nicht Schlange stehen. Sorry meine Herren, Vorteil Mädels.

Danach gab es für mich erstmalig eine Massage. So konnte ich danach, wenn auch sehr langsam watschelnd, glückselig zum Auto gehen. Mein Magen hat alles unglaublich gut überstanden und hat nach fester Nahrung verlangt. Viel, heiß und mit jeder Menge Kohlenhydraten. Der nächste Italiener war unserer.

 

Die Zahlen für 100 km Einzelläufer

232 Teilnehmer (35 Frauen, 197 Männer)

102 Finisher (33 Frauen, 169 Männer)

Meine Zeit: 13:48 Stunden

Altersklasseplatz 2 von 7

Gesamtplatzierung 18

Auf der 100km-Strecke wurde auch eine 2er oder 4er Staffel angeboten. Außerdem kann man auch die 100 Meilen bezwingen. Hier ist der Start am Vortag.

Internetseite des Veranstalters

 

Fazit

Der Thüringen Ultra ist ein großartiger Lauf. Ich habe mich in die Landschaft völlig verliebt. Alter Baumbestand, sanfte Hügel, bissige Steigungen, freundliche Menschen. Die Strecke ist vorbildlich durch gelbe Pfeile und Tassierband markiert. Es gab 18 Verpflegungspunkte.

Im Ziel standen heiße (!) Duschen zur Verfügung. Es wurden Massagen und erste Hilfe für die geschundenen Füße angeboten. Hier stimmte wirklich alles.

Schade, dass ich nur das Potenzial habe für ein richtig großes Ding im Jahr. Hier würde ich wieder starten.

... Ralf und ich sind bereits wieder am Pläne schmieden ... es wird spannend!

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